In der Planung jeder BrettspielZeit stellen sich drei Fragen:
- Was macht eine BrettSpielZeit aus?
- Wo setzten wir den thematischen Schwerpunkt?
- Wen wollen wir damit erreichen?
Dieses Mal ging der Blick eher in die Szene. Essen (weltweit größte Publikumsmesse mit zahlreichen Neuerscheinung) war gerade vorbei. Die BrettSpiel-Szene ist also voll mit leckersten Bildern, hastigen Ersteindrücken von all dem Neuen und Wehmut gegenüber all dem Verpassten.
Insofern standen diese Neuheiten im Mittelpunkt. Sprich jede*r bringt seine Beute mit, seine Impulskäufe, seine Entdeckungen und Eroberungen. Wir erkunden, erspielen uns dann die Welt gemeinsam.
Entsprechend ging es dieses Mal eher um Interessierte, schon Begeisterte, für die Essen nicht eine weitere Stadt im Ruhrpott ist, sondern zumindest ein Ort der im Augenwinkel stattfindet.
Die Werbung wird hastig zusammengeklickt, dieses Mal sogar bei Insta ein bisschen Werbung geschaltet. Die Veranstaltungskalender mit einladenden Zeilen gespickt. Öffentlichkeit im Wust der Events in einer Großstadt herzustellen ist nicht einfach, Öffentlichkeit für Brettspiele herzustellen noch viel weniger. Der Blick geht dann entsprechend auf die Anmeldezahlen, die sich meist bis Mittwoch vor der Veranstaltung kaum rühren. Da kommen Zweifel auf, an der Werbung, an einem selbst, an dem Bedarf eines Raums um dem Gesellschaftsspiel Öffentlichkeit zu ermöglichen. Brettspiele sind meist ein eher privates Vergnügen.
Dann macht es plötzlich Bumm und die Zahlen schießen nach oben, 30 Anmeldungen an einem Tag und die Seele beruhigt sich. Eine kurze, wohlige Verschnaufpause auf dem Weg zu neuen Sorgen: Haben wir genug Tische?
Hatten wir, wenn auch nur knapp, 20 Tische standen zur Verfügung beim Standart-Spiel macht das 80 Plätze, die hatten wir ca. 6h lang auch wirklich alle voll. Sweetspot ist gegen 14 Uhr, da sind die frühen Vögel noch da und die zweite Welle interessierter Mitmenschen schneit langsam hinein.
Was bleibt ist ein Tag voll mit tollen Spielen und 120 tollen Menschen, die Brettspielkultur leben, atmen wollen und wollten. Es kam so ziemlich alles auf den Tisch was Rang und Namen hat vom kleinen Partyspiel bis zu den großen Brettern. Seti, Das Unbewusste, Bomb Busters, Endeavor: Die Tiefsee, Die Blumenstraße, Castle Combo, Harmonies, Faraway, 3 Chapters uswf..
Da konnte die ein oder andere Perle begutachtet werden, das Material bewundert und bespielt werden. Highlight war, wie auch in den letzten Monaten, die Runden Blood on the Clocktower. Die wurden von Olli angeleitet, in seiner handübersetzten Version. Vielen lieben Dank nochmal dafür.
Am Ende kommt es eben auf die Menschen an, mit denen wir das Erlebnis Spiel teilen. Menschen, die sich während der BrettSpielZeit begegnen können. Ein Ort an dem Alter, sozialer oder ethnischer Hintergrund keine Rolle spielt. Auch deshalb sind wir Teil der Initiative „Spielend für Toleranz e.V.“, weil es der Quadratur des Kreises gleichkommt es nicht zu sein. Öffentliches Spielen ist gelebte Toleranz nicht nur gesellschaftliche sondern auch sozial/intraindividuelle, Toleranz gegenüber Regelverständnis, Spielgeschwindigkeit, Umgangsform, Auftreten der Mitspielenden.
Wir begegnen also nicht nur neuen Spielsystemen sondern wir begegnen dem Anderen am Spieletisch. Im Wortsinn, wir bewegen uns hinaus aus der Komfortzone und das Medium Spiel ist Anlass dazu. Da schließt sich der Kreis – Was macht eine BrettSpielZeit aus? – Genau das!